Diese Woche durften wir David Finnagen, ein Urgestein der Fährschiffbranche zu unserer Interview-Reise einladen und viele spannende Sachen erfahren. Gelernt hat David Finnagen bei der britischen Eisenbahn, als er dann nach Deutschland kam, ging der Wechsel in die Fährschiffbranche sehr schnell. So kann David Finnagen heute auf rund 40 Jahre Erfahrung und viele spannende und witzige Momente zurückblicken.
Wie bist du damals zu den Fährschiffen gekommen, du hast ja eigentlich etwas ganz Anderes gelernt?
Wie immer ist es bei mir eine längere Geschichte, aber ich versuche mich kurz zu halten:
Gelernt habe ich bei British Rail, der Britischen Eisenbahn, in Großbritannien und war Anfang der 1970-er Jahre als Stellwerker und danach in der Oberzugleitungsstelle in Birmingham beschäftigt.
Die Britische Eisenbahn gehörte damals zu Sealink, welche eine Kooperation zwischen den Eisenbahngesellschaften von Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich war.
Als ich 1976 nach Deutschland kam, war in den deutschen Büros (Frankfurt, München, Hamburg und Düsseldorf) der Britischen Eisenbahn keine Stelle mehr frei, daher musste ich verschiedene Jobs machen, bis eine Stelle im Düsseldorfer Büro frei wurde. Das war damals mein erster Kontakt mit der Fährindustrie.
Du warst sehr lange im Fährschiffgeschäft für verschiedene große Reedereien tätig. Was waren deine besten Argumente, um Leute zu überzeugen an Bord eines Fährschiffes zu gehen?
Verschiedene Reedereien und Strecken haben ihre eigenen Vorzüge, wie z. B. „Nachts im Schlaf fahren“ oder damals mit Hoverspeed als die Luftkissenbote noch fuhren: „Kommen Sie in Dover an, bevor Sie Calair verlassen haben.“ – Das war natürlich mit einer Stunde Zeitunterschied zu England und einer Fahrzeit von nur 35 Minuten gut zu machen. Es hat ja niemand von der Rückfahrt nach Calais gesprochen!
Gab es zu Beginn deiner Laufbahn auf Fährschiffen Etwas an Bord was du Heute vermisst?
Damals waren viele Fährschiffen noch mit viel Holz ausgestattet: in der Lounge und im Bar-Bereich, das war alles klein und intim. Heutzutage ist alles viel größer und die Fährschiffe sehen mehr wie Kreuzfahrtschiffe in vielen Bereichen aus, was natürlich durch die Erwartungen der Gäste bedingt wird.
Da gab es sicher einige, aber was war dein außergewöhnlichstes Erlebnis an Bord eines Fährschiffes?
Das für mich außergewöhnlichste Erlebnis an Bord war Anfang der 1990-er Jahre auf der Fähre Abel Tasman, die frühere Nils Holgersson von TT-Line, welche von Melbourne nach Devonport auf Tasmanien unterwegs war. Ich bin eines Morgens von einem Geräusch wach geworden, welches ich bis dahin von europäischen Fähren nicht kannte: Hunde waren am Bellen! In Großbritannien und Skandinavien wurde für Haustiere noch Quarantäne vorgeschrieben und diese wurden nicht oder selten auf Fähren transportiert.
Da wir das in Zukunft planen, was ist das Besondere an Infotouren mit Expedienten an Bord?
Infotouren sind ganz besonders Für Nischenprodukte notwendig, um zeigen zu können, was alles auf einer Fähre erlebt werden kann: Vorteile von Kurz- und Langstrecken, mit oder ohne Kabine, mit oder ohne Auto, und besonders wichtig: Wie „einfach“ Fähre buchen ist.
Sehr schön an Infotouren ist auch, dass man hinter die Kulissen schauen kann und etwas inkludiert ist, was „normale Kunden“ nicht sehen, zum Beispiel der Küchenbereich oder ein stetiger Top-Hit, ein Besuch auf der Brücke.
Welche Fährverbindung und welches Fährschiff haben dich am meisten beeindruckt?
Hierzu kann ich nur sagen, viele haben mich beeindruckt: Neue Fährschiffe und auch Alte. In Erinnerung geblieben ist eine Überfahrt von Calais nach Dover in unter 30 Minuten mit dem Luftkissenboot, der Finnjet und die neue Generation der Olau Line Schiffe von 1981 auf der Route Vlissingen – Sheerness.
Was machst du als erstes, wenn du an Bord eines Schiffes gehst?
Wenn ich mit meinem Auto unterwegs bin, notiere ich mich erstmal, wo sich mein Auto befindet. Es kann manchmal lange dauern, bis man es wieder findet, wenn man den Fehler begeht und sich sowas nicht notiert!
David Finnegan wurde in Großbritannien geboren und kam 1976 nach Deutschland.
Die ersten Jahr arbeitete er noch für die Britische Eisenbahn am Standort Düsseldorf. 1982 wechselte er die Branche, von nun an ging es nicht mehr per Schiene sondern per Schiff weiter. Von 1982 bis 1994 war er für Olau / TT - Line in Düsseldorf tätig und wechselte dann zu Hoverspeed. Im Jahr 2006 gab es einen kleinen Exkurz zu Attica Premium S. A., bis er bis 2021 für Norfolk Line / DFDS tätig war.
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